Konrad Beikircher wird 75!
Konrad who?
Der eine oder die andere wird sich vielleicht noch sein „Tach, Frau Walterscheidt!“ auf WDR2 erinnern, ein fester Bestandteil der „Unterhaltung am Wochenende“, als in den Achtzigern der Samstagnachmittag im Radio noch nicht dem Bundesligafußball gehörte. Konrad Beikircher steht für diese Zeit wie Hanns Dieter Hüsch oder Elke Heidenreichs „Else Stratmann“.
Über viele Jahre hat er die rheinische Lebensart und das Selbstverständnis dieses Völkchens analysiert und erklärt, in unzähligen Programmen, auf den Bühnen dieser Republik, in breitestem rheinischen Dialekt.
Am vergangenen späten Sonntagabend brachte das WDR-Fernsehen aus Anlass des 75. noch einmal eine Doku, die 2010 zum 65. entstanden war. Ich bin zufällig drin hängengeblieben, aus Nostalgie und weil ich Konrad Beikircher schon immer interessant fand, auch weil ich irgendwann mitbekommen hatte, dass Konrad Beikircher gar kein Rheinländer ist, sondern in Südtirol geboren wurde.
Ein Südtiroler, ein Italiener, erklärt den Rheinländern, wie Rheinländer ticken?
Die Doku brachte jetzt noch viel mehr aus einem spannenden Leben zum Vorschein: die Mutter verarmte österreichische Adlige, gehobenes Bürgertum im deutschsprachigen Südtirol, die Schulzeit bei den Franziskanern, dazu Musik, Musik, Musik, Klavier, Geige und später auch E-Gitarre, weil man damit die Mädchen mehr beeindrucken konnte als mit klassischer Musik. Eigentlich, so sagt er, habe er sich dem Geigenspiel verschrieben gehabt, die Aufnahme in einen Meisterkurs scheiterte allerdings, was ihn zum Psychologiestudium brachte. Und nach Bonn, denn Wien, wo er begonnen hatte, war ihm zu eng geworden.
Gekommen um zu bleiben: nach dem Studium folgte über viele Jahre eine Tätigkeit als Gefängnispsychologe im Staatsdienst, mit Verbeamtung und allem Drum und Dran, parallel dazu Musik und Satire, bis er sich Mitte der Achtzigerjahre gegen die Sicherheit und für die Bühne entschied, durchaus ein Risiko aus damaliger Sicht. Und aus heutiger ein voller Erfolg!
Noch heute, wenn nicht gerade Corona ihn hindert, tourt er, liest er, schreibt er, klug, warmherzig, bissig, listig, wortgewaltig, unterhaltsam, zu unterschiedlichsten Themen, macht Musik wie eh und je… ein pralles Leben, man könnte meinen, dass es kaum ausreicht für so viele Interessen und Talente.
In diesem Sinne:
Happy birthday, Konrad Beikircher… und noch viele Jahre für all die Dinge, die noch geschrieben und vorgetragen werden wollen. Und natürlich für die Musik!
Ein schöner Artikel. Ich kannte den Jubilar noch nicht. Danke!
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